Goon (DE)
Es ist noch nicht mal der August vorbei, da geht das Wichteln schon wieder los. Im Falle vom Niederländer Rutger Zuydervelt und dem US-Amerikaner Stephen Vitiello kann man aber wieder richtig Lust bekommen auf diese fragliche Tradition von Studenten und Jungfamilien aus den alternativen Bezirken. Zuyderfeld schickte eine Kiste mit Daumenpiano, einer zerbrochenen 7Inch, Kassetten und einer Knatterkiste nach Virginia. Vitiello antwortete mit einer liebevollen Zusammenstellung aus Glocken, Ansteckern, einem Buch, etwas Alufolie, einigen Field Recordings und kleinen Lautsprechern. Irgendwie reisten auch noch ein Eierschneider, Reis, eine Plastiktüte und Schokoladenstreusel über den Ozean. Das alles war weder zum Essen noch zum Haushaltsgebrauch gedacht. Die beiden Klangkünstler waren angehalten, mit den Materialien des Partners Musik zu machen.
Und wie Rutger Zuydervelt bereits auf seinem kürzlich erschienenen Machinefabriek-Soloalbum Dauw zeigte, liest sich diese Aufgabe anfangs schwerer, als es in der Umsetzung realisierbar ist. Auch wenn es nach wie vor nicht gerade leicht klingt, was am Ende des Prozesses durch die Membrane schwirrt. Es ist fast unmöglich, noch zu erkennen, welche Töne welcher Quelle entstammen. Es sind dann immer die lichtesten Momente, wenn plötzlich eine Stein zu Stein wird, das Knistern zur Folie. Sowohl Zuydervelt als auch Vitiello verstehen es gleichermaßen, aus ihren Wichtelmogelpackung eine spannungsgeladene, mal verrückte, mal ruhig flüsternde Klangtiefe zu schüren. Sie öffnen damit Räume und bombardieren sie zu einer rasend gemäldehaften Verdichtung. In einigen Momenten erschienen die beiden Künstler dabei etwas orientierungslos in ihren verzerrten Schallwellen, doch finden sie immer wieder zu einer Konkretheit der Komposition zurück. Insbesondere der letzte Titel zeigt dieses Wissen des konsequenten Puzzlespiels der Klänge, ohne eine Überladung zu erzeugen. Hier nimmt sich Zuydervelt ein Stück vor, das bereits von Vitiello aus den Zusendungen des Niederländers entstanden ist. Der Kreis schließt sich damit. Und wir hätten gerne gehört, wie die nächste Rücksendungsrunde ausgefallen wäre.