Bad Alchemy (DE)
In Richmond, Virginia, hatte dieses folktronische Gespann nach ihren <i>The Gorilla Variations</i> (2009) Lust auf mehr. Mehr gemeinsames Schwelgen in Bergs Vokalisation und Klarinetteneuphonie und Vitiellos Modularsynthiegedröhn, das er mit akustischer und Baritongitarre akzentuiert. Zu dieser aus Loops und Processing gesponnenen Poesie streicht Hahn Rowe, ein Drifter von Bosho und Branca über Hugo Largo und Foetus bis George Cartwright, The Hat Shoes und mehrfach auch schon Vitiello, zweimal seine Violine. Die aus Wallace Stevens großem Poem “The Man with the Blue Guitar” übernommene Überschrift und das gelegentlich faheyeske Picking lassen dabei einen amerikanischen Traum aufscheinen. That generation’s dream, aviled In the mud, in Monday’s dirty light. Hier wird er aus dem Schlamm geborgen, auch wenn dafür die Zeit manchmal rückwärts gebogen werden muss. Der Lauf der Dinge muss doch zu “Another End” umgeleitet werden, einem harmonischen. Die bitteren Erinnerungen verwandelt in einen Klang, einem noch einmal paradiesischen A und O, noch einmal Virginia, noch einmal Neue Welt. We shall sieep by night. We shall forget by day, except The moments when we choose to play. Im harmonisch-euphonischen Schwingen gibt es nur selten Variationen. Bei “Clarinet Assembly” ein Flattern und Zucken, das jedoch im elegischen Dröhnen dunkler Bläser sich beruhigt, wobei ein Orgelschimmern den sublimen Ton noch unterstreicht. Ob die Reise auf ein besseres Ende zu allerdings leicht sein wird, wie “Easy Travel” suggeriert mit seiner sanften Gitarre und silbrigem Gefunkel, darf bezweifelt werden. Das Gefunkel, das mir da schon vogelig vorkam, zeigt sich zuletzt tatsächlich als Gepiepse. Sogar der Klarinette wachst ein Schnabel. Von Bergs Lippen strömen sanfte Schwingungen, von der Gitarre fragiler Klingklang. Aber Himmel und Zukunft, die gibts doch nur noch im Museum.